Sei einmal ganz ehrlich: Hast du in deinem Garten die volle Kontrolle über das Wachstum ALLER Pflanzen, die sich darin befinden? Ist es dir möglich, ausschließlich die Pflanzen zu einem optimalen Wachstum zu bringen, die dir am meisten am Herzen liegen? In den meisten Gärten spielt sich nämlich folgende Szene ab: Viele Pflanzen hast du eigenhändig in den Boden gebracht und hegst und pflegst sie nach bestem Wissen und Gewissen.
Und mit einem Mal, du weißt gar nicht genau, wie es passieren konnte, haben sich Pflanzen über alle Maßen ausgebreitet und nehmen deinen Lieblingspflanzen nun Sonne, Nährstoffe und Wasser weg, um sich nur noch mehr auszubreiten.
Es scheint kein wirksames Mittel dagegen zu geben? Oder doch? Richtig – es gibt immer einen Weg, invasive Pflanzen wieder aus seinem Garten zu verbannen. Es ist mit etwas Aufwand verbunden. Aber was tut man nicht alles, um den Garten genau SO herzurichten, wie er einem nun einmal am besten gefällt.
Schauen wir, was getan werden muss, um invasive, sich unwillkürlich ausbreitende Pflanzen wieder aus dem Garten zu verbannen – für immer!
Was sind Neophyten?
Spricht man über invasive, unaufhaltsam wachsende Pflanzen, so fällt oft das Wort „Neophyten“. Aber was genau verbirgt sich dahinter? Unter Neophyten versteht man Pflanzen, die ursprünglich nicht in dieser Region heimisch waren. Um genau zu sein, handelt es sich bei „ursprünglichen“ Pflanzen um solche, die bereits vor dem Jahr 1492, also bevor Kolumbus die „neue Welt“ entdeckte und zahlreiche Pflanzen zum Anbau in andere Teile verbrachte, in eben dieser Region angebaut wurden.
Sicherlich gab es auch schon vor diesem Zeitpunkt Pflanzen, die aus anderen Regionen des Kontinents neu angesiedelt wurde. Diese jedoch werden Archäophyten genannt und sind bei weitem nicht so invasiv wie die Neophyten. Da sie aber gewissermaßen in der Jungsteinzeit aufgrund des sich ausbreitenden Ackerbaus angepflanzt wurden, hat man sie in der heutigen Zeit als prägende Pflanzen der Region akzeptiert.
Entscheidend ist, dass der Großteil der Neophyten als Zierpflanzen importiert wurden, von denen viele in unseren Regionen gar nicht dauerhaft überleben konnten. Es sind die invasiven Arten, die überlebt haben und sich nach wie vor weiter ausbreiten. Sie kommen aber nicht nur im Garten, sondern auch in der Natur vor. Sicherlich sind sie schön (im Auge des Betrachters). Da sie aber keine Fressfeinde hier besitzen und sich an die Gegebenheiten bestens anpassen konnten, wuchern sie, wie sie lustig sind und rauben anderen Pflanzen, die einheimisch sind, die Lebensgrundlage und verdrängen sie.
Über 80 Arten sind auf der Liste der in Deutschland gefundenen Neophyten bereits verzeichnet. Leider aber ist kein Ende in Sicht. Ein Grund mehr, zumindest den Neophyten, die sich in deinem Garten breitmachen, auf den Pelz zu rücken. Einige wenige wollen wir heute besprechen, damit du dich von ihnen verabschieden kannst.
Der Flieder
Der Flieder muss in zwei Arten unterteilt werden: Dem Sommer- oder Schmetterlingsflieder sowie dem Gemeinen Flieder. Es lässt sich nicht leugnen, dass sie optisch sehr schöne Blüten aufweisen, die nicht nur den Menschen erfreuen, sondern die auch viele Insekten anziehen. Ebenso locken sie Menschen und Insekten mit ihrem zarten, aber sehr intensiven Duft an.
Der Gemeine Flieder gehört zu den im Frühling blühenden Sträuchern. Der Sommerflieder, der Name sagt es ja bereits, blüht erst zwischen Juli und September. In dieser Zeit sind auch viele Schmetterlinge in der Luft, die von ihm magisch angezogen werden.
Auch wenn sich viele Insekten von ihm anlocken lassen, ist es nur der Schmetterling, der mit Hilfe seines langen Saugrüssels in der Lage ist, den Nektar aus den langen Kelchen zu saugen. Die anderen Insekten müssen meist unverrichteter Dinge wieder von dannen ziehen.
Leider verblühen die Blüten des Sommerflieder relativ schnell, um im Anschluss ebenso schnell ihre Samen fallenzulassen. Dies kannst du nur verhindern, indem du die Blüten sofort nach dem Verblühen abschneidest. Am besten entsorgst du sie in der Biotonne, denn im gewerblich angelegten Kompost entstehen höhere Temperaturen als in deinem zu Hause. Diesen Temperaturen können die Samen nicht standhalten und werden nicht weiter verbreiten.
Der Gemeine Flieder hingegen vermehrt sich durch so genannte Schösslinge. Diese bilden sich aus dem Wurzelwerk von älteren Pflanzen und treiben neben dieser neu aus. Um dies zu verhindern, sollten Rhizomensperren beim Pflanzen eingesetzt werden. Anderenfalls breitet sich der Gemeine Flieder unendlich weit aus. Immer weiter!
Der Kirschlorbeer oder Lorbeerkirsche
Wir alle haben ihn schon einmal als Hecke in einem der Gärten in der Nachbarschaft gesehen. Eigentlich ist er als Zierstrauch zu uns gekommen und hat sich als schnell wachsende und leicht zu pflegende Heckenpflanze etabliert. Bis zu sieben Meter Höhe kann dieser immergrüne Strauch erreichen. Er ist absolut winterhart, weshalb er sich in unseren Breitengraden recht wohlfühlt. Aufgrund seines schnellen Wachstums und seiner Fähigkeit, auch auf mageren Böden sehr gut zu wachsen, ist es ihm leicht möglich, die einheimische Vegetation zu verdrängen.
Der Kirschlorbeer vermehrt sich über seine Samen. Daher ist es auch in seinem Fall ratsam, die Blüten sofort nach der Blüte zu entfernen, um eine Verbreitung der Samen zu verhindern. Denke an das Entsorgen über die Restmülltonne. Nur wenn der Kirschlorbeer regelmäßig hinsichtlich des Höhen- und Breitenwuchs beschnitten wird, kannst du sichergehen, dass dir sein Wachstum nicht entgleitet.
Der Pontische Rhododendron
In vielen Parkanlagen, Friedhöfen und privaten Gärten kann man sie im Sommer bewundern – die Farbenpracht macht ihn zu einer sehr beliebten Zierpflanze, die trotz allem sehr invasiv ist. Denn sie verfügt über ein extrem schnelles Wachstum. Damit verdrängt er alles, was in seinem direkten Umfeld wächst. Zudem gibt es das Problem, dass seine Zweige in alle Richtungen wachsen, also auch nach unten.
Passiert es, dass einer der unteren Äste direkt an der Erde festgehalten wird, so entsteht ein so genannter Ableger (weil er in der Erde „abgelegt“ wird). Auf diese Weise entstehen schnell neue Pflanzen, bei denen das ganze Spiel wieder von vorn losgeht und sich der ursprüngliche Rhododendron immer weiter ausbreitet.
Möchtest du einen Rhododendron im Garten haben, sei sehr penibel mit dem Beschneiden des Strauches. Achte darauf, dass kein Schnittgut liegen bleibt. Sind die Witterungsverhältnisse optimal, können sich daraus nämlich neue Triebe bilden. Und neue Triebe bedeuten, dass der Strauch sich weiter ausbreitet, was durch den Schnitt ja eigentlich vermieden werden soll. Denke insbesondere daran, die Zweige zu entfernen, die dem Boden sehr nahe sind bzw. nach unten wachsen. Schneide lieber einen Ast mehr weg, um den Wuchs des Strauches unter Kontrolle zu behalten.
Asiatische oder indische Kermesbeere
Mitunter findest du diesen Strauch auch unter dem Namen „Essbare Kermesbeere“. Sie sollte nicht mit der Amerikanischen Kermesbeere verwechselt werden. Sie ist in vielen Gärten als Zierpflanze zu sichten. Ihre großen, dunkelgrünen Blätter und ihre weißen emporstehenden Blüten sind ein Markenzeichen, mit dessen Hilfe man sie leicht erkennen kann.
Leider machen sich immer wieder Kermesbeeren auf den Weg, um auch außerhalb der geschützten Gärten zu wachsen. Die grünen Früchte, die aus den Blüten heranwachsen, werden zuerst rot und dann schwarz. ACHTUNG – die Beeren sind für den Menschen giftig.
Richtig gedacht, wenn du jetzt sagst, dass sich in den Beeren mit Sicherheit die Samen befinden, mit denen sie vermehrt werden. Leider haben wir damit auch schon das Problem gefunden, warum sich diese Pflanze auch schnell außerhalb der Gärten ein Refugium sucht. Denn die Vögel lieben diese süßen Beeren. Für sie ist es lediglich eine Erweiterung des Speisezettels. Und wie es mit den Vögeln so ist, tragen sie die Samen mit sich. Setzen sie dann irgendwann Kot ab, befinden sich diese Samen bestens vorbereitet darin, um einen neuen Standort mit dieser Pflanze zu belegen.
Willst du nicht auf deine Kermesbeere verzichten, gibt es nur eine Möglichkeit, wie du ihre Verbreitung stoppen kannst: Schneide die verwelkte Blüte direkt nach dem Verwelken ab und entsorgen sie in der Biotonne. Auf diese Weise ist es nicht möglich, dass sich Beeren bilden. Bilden sich keine Beeren, sind zwar die Vögel enttäuscht. Du aber hast etwas dagegen getan, um diese invasive Pflanze nicht weiter zu verbreiten.
Grundsätzlich ist die Kermesbeere recht tief verwurzelt. Entdeckst du also im Frühjahr neue Triebe dieser Pflanze im Boden, solltest du sie sofort ausgraben und entsorgen. Möchtest du auch ältere Pflanzen entfernen, musst du unbedingt darauf achten, dass du so viel von ihrer Wurzel entfernst wie möglich. Warum? Nun, haben sich erst einmal starke Wurzeln gebildet, treiben sie jedes Jahr im Frühjahr wieder aus.
Die Armenische Brombeere
Ihr stehen zwei Möglichkeiten zur Verfügung, sich zu vermehren. Einerseits kann sie über Samen aus den Brombeeren vermehrt werden. Hierfür sind Vögel und andere Wildtiere, die sich von den Brombeeren ernähren, verantwortlich. Leider aber wandern die Wurzeln unterirdisch und bilden neue Triebe aus. Auch kann ein Brombeerzweig, der am Boden liegt, weitere Triebe ausbilden und sich somit an der Verbreitung beteiligen.
Verwildert eine Armenische Brombeere so kommt es zu einer sehr dornigen Wucherung, die anderen Pflanzen keine Möglichkeit zum Überleben gibt. An dieser Stelle wirst du nur noch die Armenische Brombeere finden.
Sicherlich schmecken Brombeeren sehr lecker. Doch solltest du, wenn du sie neu in deinem Garten etablieren möchtest, ausschließlich zur Echten Brombeere greifen. Ihre Früchte sind zwar kleiner. Doch wirst du hinsichtlich ihrer ungewollten Ausbreitung im Garten nicht so große Probleme haben. Sie lässt sich eigentlich sehr gut im Wachstum lenken.
Die Armenische Brombeere aus dem Garten wieder vollständig zu entfernen, ist kein leichtes Unterfangen. Grab jeden Trieb, den du von ihr finden kannst aus. Entsorge ihn ausschließlich über die Biotonne.
Achtung – schneide sie recht klein hinein, denn sie können sich tatsächlich mit ihren soliden Stacheln an den Wänden der Tonne derart verhaken, dass sie nicht herausgeschüttelt werden können. Auch sollten sie auf keinen Fall gestopft werden. Auch damit könnte die Müllabfuhr Probleme bekommen.
Sei dabei sehr sorgfältig, um die Wurzeln möglichst als Ganzes herauszubekommen. Dies ist eine Aufgabe für das Frühjahr. Denn es darf nicht dazu kommen, dass sich Früchte aus den Blüten bilden und zur Reife kommen. Geschieht dies, beginnt der gesamte Kreislauf von neuem, da die Samen dann wieder in den Vegetationskreislauf eingebracht werden.
FAQ
Warum sollte man invasive Neophyten aus seinem Garten verbannen?
Invasive Neophyten verdrängen die einheimischen Pflanzen. Zudem können sie eine Gefahr für Mensch und Tier darstellen.
Wie viele invasive Neophyten gibt es in Deutschland?
Es gibt eine Liste, in der sich alle bisher registrierten Neophyten finden lassen. Zur Zeit beläuft sich die Zahl auf 80. Jedoch geht man davon aus, dass in den nächsten Jahren noch weitere invasive Neophyten auf dieser Liste zu finden sind.
Wenn man Neophyten im Garten hat, sollte man sich von ihnen trennen?
Man kann sich natürlich von ihnen trennen, um das Problem endgültig aus der Welt bzw. aus seinem Garten zu verbannen. Alternativ kann man sich an den Pflanzen erfreuen, ihnen aber durch Entfernen der Blüten direkt nach dem Verwelken, ausgraben neuer Triebe und ähnlichen Maßnahmen die Möglichkeit der weiteren Verbreitung nehmen.
Wie können sich invasive Neophyten vermehren?
Einige vermehren sich durch die Ausbildung von Samen. Andere bilden so genannte Schösslinge, unterirdisch an den Wurzeln der älteren Pflanze gebildet werden. Wieder andere vermehren sich selbst durch Ableger, indem sie ihre unteren Zweige auf dem Boden ablegen, sodass dieser Wurzeln in der Erde bildet, die sich unter ihm befindet.
Kann man seinen Garten vollkommen von Neophyten befreien?
Ja, dies ist durchaus möglich, wenn man konsequent handelt. Zudem wird es bei einigen Pflanzen einige Zeit dauern, da mitunter erst im nächsten Frühjahr zu erkennen ist, ob man alle Vorjahrestriebe erfolgreich entfernt hat oder einige Triebe entkommen konnten. Für diese Aufgabe wird ein langer Atem benötigt.